26.11.2024

Achtung: Sturmgefahr!

Ab einer Geschwindigkeit von 75 km/h gilt Wind als Sturm. Da fliegen schon mal Ziegelsteine durch die Luft, brechen Äste von Bäumen ab oder kippen Fahrzeuge um.

Wenn Stürme über die Schweiz fegen

Am 3. Januar 2018 hielt die Schweiz kurz den Atem an: Der Wintersturm «Burglind» fegte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h über das Land. Ein Bild, das sich einprägte: Im Simmental entgleiste ein 19 Tonnen schwerer Waggon der Montreux Berner Oberland Bahn. Am 24. Juli 2023 zog ein schweres Gewitter über die Region La Chaux-de-Fonds und verursachte innerhalb weniger Minuten erhebliche Schäden. Im Stadtteil Les Eplatures wurde eine Windböe von 217 km/h gemessen; diese hat den Kirchturm abgerissen und das Dach grösstenteils abgedeckt.

Obwohl das eine Ereignis im Winter und das andere im Sommer stattfand, sind beide Wetterlagen typische Sturmereignisse für die Schweiz. «Burglind» wurde durch ein aussertropisches Sturmtief ausgelöst, wie es vor allem im Herbst und Winter in unseren Breiten vorkommt. Der Sturm in La Chaux-de-Fonds hingegen war ein typisches Gewitterphänomen.

Stürme können enorme Schäden an Wäldern anrichten.
Stürme können enorme Schäden an Wäldern anrichten.

Je grösser der Druckunterschied, desto stärker der Wind

«Burglind» ist ein klassisches Beispiel für die Stürme, die im Herbst und Winter in der Schweiz auftreten. Herbst- und Winterstürme sind grossflächige Ereignisse und können mehrere Stunden andauern. Sie entstehen durch Tiefdruckgebiete, die sich über dem Atlantik bilden, wenn warme Tropikluft auf kalte Polarluft trifft. Die grossen Temperaturunterschiede im Winter erzeugen starke Druckunterschiede. Wind entsteht durch das Ausgleichen dieser Druckunterschiede. Je grösser der Druckunterschied ist, desto stärker ist die Bewegung der Luft und somit die Windgeschwindigkeit. Weitere bekannte Winterstürme in der Schweiz waren «Vivian», am 27. Februar 1990, und «Lothar», am 26. Dezember 1999.

Das Beispiel aus La Chaux-de-Fonds zeigt die Art von Sturm, wie er bei Gewittern im Sommerhalbjahr auftreten kann. Gewitterstürme betreffen meist kleinere Gebiete und dauern oft nur wenige Minuten. Sie entstehen ebenfalls durch Druckunterschiede, diese bauen sich in der Gewitterwolke durch unterschiedliche Temperaturen und den daraus resultierenden Auf- und Abwinden auf.


Die Stürme spiegeln sich auch in der Schadenstatistik wider. Quelle: Schadenstatistik IRV
Die Stürme spiegeln sich auch in der Schadenstatistik wider.
Quelle: Schadenstatistik IRV

Kostspielige Verwüstungen

Stürme hinterlassen oft regelrechte Schneisen der Verwüstung. Jahrhunderte alte Bäume knicken um wie Streichhölzer und Wälder werden kahlgeschlagen. Ziegel und ganze Dächer werden fortgerissen und herumfliegende Blumentöpfe oder Gartenmöbel beschädigen Häuser. Die grossflächigen Winterstürme verursachen in der Regel die höchsten Schäden. Andere Sturmtypen der Schweiz wie Bise, Föhn oder Gewitterböen sind kleinräumiger, können aber lokal ebenfalls zu massiven Schäden führen.

Mit 18,9% tragen Stürme im Durchschnitt (2004 bis 2023) einen beachtlichen Anteil an der gesamten Schadensumme, welche durch Naturgefahren an Gebäuden verursacht wird. Sowohl «Burglind» als auch der Sturm in La Chaux-de-Fonds trieben die Kosten in die Höhe: 2018 sowie 2023 machten die durch Sturm verursachten Schadensummen über 60% der Gesamtkosten aus.



Was kann ich tun, wenn's stürmt?
    • Meiden Sie Gewässer und Ufergebiete sowie Wälder oder Baumgruppen.
    • Treffen Sie Vorsichtsmassnahmen rund ums Haus. Räumen Sie lose Gegenstände weg oder befestigen Sie diese.
    • Stellen Sie Fahrzeuge in die Garage.
    • Ziehen Sie die Sonnenstoren ein und schliessen Sie Fenster und Türen.
    • Bleiben Sie im Haus.




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Windy

Spezialfall Schweiz: Föhn und Bise

Zwei weitere Wetterlagen bringen im Alpenraum stürmische Winde hervor. Zum einen die Bise: Der Nordostwind weht vor allem im Winterhalbjahr durch das Mittelland. Normalerweise ist die Bise harmlos, aber im Jura und dem Genferseegebiet kann sie durchaus zum Sturm anwachsen. So geschehen am Sonntag, 26. Februar 2023: Beim Flughafen Genf wurden Windböen von 98 km/h registriert und im waadtländischen Ste Prex Böen von bis zu 100 km/h. Auf dem Gipfel von La Dôle wurden sogar Orkanböen von 123 km/h gemessen. Der Rekord einer Windböe während eines Bisensturms wurde am 13. Februar 1984 auf demselben Berggipfel gemessen und liegt bei 178 km/h.

Die zweite typische Starkwind bringende Wetterlage für das Gebirgsland Schweiz ist der Föhn. Er entsteht durch Druckunterschiede zwischen der Alpensüd- und der Alpennordseite. Ist der Druckunterschied zwischen Lugano und Zürich gross, wird der Föhn nicht selten zu einem stürmischen Windereignis. In der Folge sind in den Föhntälern Windgeschwindigkeiten von über 90 km/h möglich. Im Berner Oberland sind bei Föhn durchaus noch stärkere Windgeschwindigkeiten möglich. Am 8. November 1982 registrierte eine private Station in der Nähe des Sustenpasses Windspitzen von 246 km/h.



Der Föhn bringt z
Der Föhn bringt z
Die Beaufortskala kategorisiert die Windstärke und hilft die Windstärke auch ohne Messgeräte anhand von Beobachtungen einzuschätzen.
Die Beaufortskala kategorisiert die Windstärke und hilft die Windstärke auch ohne Messgeräte anhand von Beobachtungen einzuschätzen.

Wie wird die Windstärke gemessen?

Um den Wind zu beschreiben, werden sowohl die Geschwindigkeit als auch die Richtung gemessen. Der Anemometer (Windmesser) misst die Geschwindigkeit und die Wetterfahne (oder auch der Windsack) zeigt die Richtung an, woher der Wind weht. In der Schweiz wird üblicherweise in km/h gemessen. Ab 75 km/h sprechen wir von Sturm. Überschreitet die Windgeschwindigkeit 117 km/h haben wir es mit einem Orkan zu tun. Sowohl «Burglind» als auch der Gewittersturm in La Chaux-de-Fonds erreichten also Orkanstärke.

Die Windstärke nimmt mit der Höhe zu. An der Erdoberfläche bremsen Hindernisse in Bodennähe den Wind ab. Das erklärt, warum der Wind auf exponierten Stellen wie Hügeln, Türmen oder Berggipfeln deutlich stärker weht als in Tälern oder Städten. Entsprechend liefern in der Schweiz die Messstationen auf den Bergen Rekordwerte. Die stärkste jemals gemessene Windböe mit 268 km/h wurde am 27. Februar 1990 auf dem Grossen St. Bernhard während des Wintersturms „Vivian“ aufgezeichnet.

Tropische Wirbelstürme und Tornados

In anderen Teilen der Welt gibt es ebenfalls gefürchtete Stürme, wie zum Beispiel tropische Wirbelstürme. Je nach Region werden diese anders genannt: Hurrikane in den USA, Taifune in Asien und Zyklone in Australien. Über dem warmen Meerwasser entstehen grosse Tiefdruckgebiete, die oft zu Windgeschwindigkeiten von über 300 km/h führen. Die Stürme erreichen Durchmesser von bis zu 200 km und verursachen nicht selten Überschwemmungen oder Sturmfluten.

Auch Tornados, auch Windhose genannt, sind gefürchtete Starkwindereignisse. Diese treten oft in Verbindung mit Gewittern auf und sind für ihre rotierende, trichterförmige Wolke bekannt. Tornados sind kleinräumiger und kurzlebiger als tropische Wirbelstürme, können aber ebenfalls Windgeschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen. Besonders häufig treten sie im Frühjahr in den USA auf.