12.11.2025

Brände in der Schweiz: Hintergründe und statistische Einblicke

Für Kinder sind Brände oft etwas Spektakuläres: Sirenen, Blaulicht, große Rauchwolken. Die nüchternen Zahlen dahinter erzählen jedoch eine andere Geschichte: eine Geschichte von alltäglichen Risiken, grossen Sachschäden und viel menschlichem Leid.

Wir haben für sie die Realität mit aktuellen Statistiken zusammengefasst. Sie basieren auf den Daten von 19 kantonalen Gebäudeversicherungen (rund 80 % des Gebäude­bestands der Schweiz) und den Brandtoten aller 26 Kantone.

Für Sie als Lehrperson können diese Einblicke aus zwei Gründen spannend sein. Einerseits zeigen sie auf, wie gut Prävention und Vorschriften wirken. Andererseits machen sie deutlich, dass die grösste Gefahr nicht irgendwo weit weg liegt, sondern im Wohnumfeld der Schülerinnen und Schüler lauert.

Wie oft brennt es in der Schweiz?

Die 19 kantonalen Gebäudeversicherungen verzeichneten im Jahr 2024 rund 8’100 Gebäudebrände. Hochgerechnet auf die ganze Schweiz sind das etwa 10’000 Schadenfälle pro Jahr.

In der Zehnjahresperspektive (2015–2024) ergibt sich ein Durchschnitt von schweizweit rund 11’000 Gebäudebränden pro Jahr. Im Schnitt brennt es also in der Schweiz jeden Tag rund 30-mal!

Anzahl Brandfälle pro Jahr (2005–2024) in den 19 Kantonen mit Gebäudeversicherung, Quelle Schadenstatistik IRV
Anzahl Brandfälle pro Jahr (2005–2024) in den 19 Kantonen mit Gebäudeversicherung, Quelle Schadenstatistik IRV

Welche Entwicklungen sind erkennbar?

  • 2005 lag die Zahl der Brandfälle noch bei rund 14’500.
  • In den letzten Jahren bewegt sich die Anzahl stabil im Bereich von 8’000–9’000 pro Jahr.
  • Kurz: Es brennt nach wie vor häufig – aber weniger oft als noch vor 20 Jahren.

Was kosten diese Gebäudebrände?

Mit jedem Brandfall sind nebst menschlichem Leid auch grosse finanzielle Folgen verbunden. Für 2024 weist die Statistik eine Schadenssumme von 268,1 Millionen Franken für die 19 kantonalen Gebäudeversicherungen aus; hochgerechnet für die ganze Schweiz sind dies rund 335 Millionen Franken.

Jahresschadenssumme durch Brände (2005–2024) in den 19 Kantonen mit Gebäudeversicherung, Quelle Schadenstatistik IRV
Jahresschadenssumme durch Brände (2005–2024) in den 19 Kantonen mit Gebäudeversicherung, Quelle Schadenstatistik IRV

Mehr Gebäude – aber nicht mehr Schaden

Zwischen 2004 und 2024 ist der versicherte Gebäudebestand bei den kantonalen Gebäudeversicherungen von 2,097 auf 2,317 Millionen Gebäude gestiegen. Das entspricht einer Zunahme von rund 10 %.

Umso bemerkenswerter ist es, dass trotz dieser Zunahme bei den Schadenssummen kein proportionaler Anstieg zu beobachten ist. Wir sehen eher einen leichten Rückgang. Diese positive Entwicklung ist wesentlich auf die wirksamen Brandschutzvorschriften in der Schweiz zurückzuführen.

Wenn es tödlich endet: Brandtote in der Schweiz

Brände fordern immer wieder Menschenleben. Jedes Jahr sterben in unserem Land zwischen 13 und 36 Personen bei Gebäudebränden. Im Jahr 2024 waren es 33 Todesopfer.

Aus der Auswertung der Todesfälle lassen sich folgende Muster erkennen:

  • In über 90 % der Brandereignisse mit Todesfolge kommt nur eine Person ums Leben. Grosse Katastrophen, die mehrere Menschenleben fordern, sind selten.
  • Aus medizinischer Sicht sind Rauchgasvergiftungen (allein oder in Kombination mit Verbrennungen) die mit Abstand häufigste Todesursache.
  • Besonders gefährdet sind Menschen im Schlaf, mit eingeschränkter Mobilität (z.B. ältere Personen) oder Personen unter Alkoholeinfluss.
  • Die meisten Brände mit Todesfolge sind auf Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit zurückzuführen. Technische Defekte spielen eine kleinere Rolle.

Funktionierende Rauchmelder können wertvolle Hilfe leisten, um Brände frühzeitig zu entdecken und fliehen zu können.

Quelle:  Schlussbericht Personenrisiken aus Brand: Recherche für die Spurgruppe BSV 2025 der VKF

Ein Vater und seine zwei Kinder schauen aus sicherer Distanz einem Brand zu
Ein Vater und seine zwei Kinder schauen aus sicherer Distanz einem Brand zu
eine Frau zeigt ihre Verbrennungen im Gesicht und auf den Armen
eine Frau zeigt ihre Verbrennungen im Gesicht und auf den Armen

Verbrennungen: das stille Leid

Weit häufiger als Todesfälle sind Brandverletzungen. Gemäss BFU müssen sich in der Schweiz über 8’000 Personen wegen Verbrennungen medizinisch behandeln lassen. Viele davon sind jedoch nicht auf Brände zurückzuführen1):

  • 4590 Personen hatten Kontakt mit heisser Flüssigkeit oder einem heissen Gegenstand.
  • 3410 Personen verletzten sich über einen anderen thermischen Mechanismus. Darunter fallen Kontakte mit Feuer/Flammen, Kontakte mit Gas/Dampf sowie Hitze/Kälte.

Rund 290 Schwerverletzte pro Jahr benötigen eine Behandlung in einem der drei Zentren für Brandverletze in der Schweiz. Hinzu kommen zahlreiche Personen mit Rauchvergiftungen, die in der Statistik oft weniger sichtbar sind, gesundheitlich aber gravierend sein können.

Im Kinderspital Zürich werden jährlich 60 bis 80 Kinder stationär wegen einer thermischen Verletzung gepflegt. Die tragische Erkenntnis: 80 % davon sind Säuglinge und Kleinkinder, welche sich eine Verbrühung mit heissem Wasser zuziehen. Viele dieser Unfälle passieren in der Küche. 

Die anderen Kinder erlitten Verbrennungen durch Feuer oder durch den Kontakt mit heissen Oberflächen.

Was sind die häufigsten Brandursachen?

Die häufigsten Brandursachen (2005–2024) in den 19 Kantonen mit Gebäudeversicherung, Quelle Schadenstatistik IRV
Die häufigsten Brandursachen (2005–2024) in den 19 Kantonen mit Gebäudeversicherung, Quelle Schadenstatistik IRV

Die drei wichtigsten Kategorien:

  • Blitzschläge – 34,5 %
    Ein Drittel aller Schäden hat seinen Ursprung bei Blitzschlägen. Darin sind direkte und indirekte Blitze enthalten. Indirekte Blitze können bei Einschlägen hunderte Meter entfernt durch die Erde fliessen und über Strom-, Telefon- oder TV-Leitungen ins Haus gelangen. Dabei können elektrische Installationen und angeschlossene Geräte beschädigt und Brände verursacht werden.

  • Elektrizität – 26,9 %
    Hierunter fallen elektrische Installationen und Geräte. Meist sind solche Brände auf Unachtsamkeit und Fehlverhalten der Benutzer und weniger auf technische Defekte zurückzuführen. Beispiele sind überlastete Steckdosenleisten, beschädigte Kabel, oder nicht ausgeschaltete Kochherde.

  • Bestimmungsgemässes Feuer – 12,8 %
    Dazu gehören Zündhölzer, Feuerzeuge, Rauchzeug, Kerzen, Feuerwerk sowie Feuerarbeiten wie Schweissen oder Löten. Diese breit gefasste Kategorie verzeichnet die höchste Todesrate.

Wo brennt es am häufigsten?

Rund die Hälfte aller Brände ereigneten sich in Wohngebäuden, welche den Grossteil der Gebäudenutzungsarten ausmachen. In Wohngebäuden werden auch die meisten Todesfälle verzeichnet. In der Schweiz sind dies mehr als 80 % der Brandtoten.

Brände nach Gebäudenutzung (Mittelwert 2015–2024), Quelle Schadenstatistik IRV
Brände nach Gebäudenutzung (Mittelwert 2015–2024), Quelle Schadenstatistik IRV

Was heisst das für die Schule und die Gesellschaft?

Erstens: Das Risiko ist real und alltäglich.
Tausende von Gebäudebränden, hunderte Millionen von Franken an Sachschäden, zahlreiche Verletzte und jedes Jahr Menschen, die bei Bränden sterben: auch in einem Land mit hohen Sicherheitsstandards wie der Schweiz brennt es täglich 30-mal.


Zweitens: Prävention wirkt.
Obwohl der Gebäudebestand wächst, sind die Schadenssummen nicht explodiert, sondern eher zurückgegangen. Dies ist auf effektive Brandschutzvorschriften, neue Techniken und eine Sensibilisierung für die Brandgefahren zurückzuführen. 

Eine wichtige Komponente ist zudem, wenn bereits Kinder die Risiken erkennen und verantwortungsvoll handeln.

Ein Mädchen zeigt auf das Wimmelbild mit den Brandgefahren
Ein Mädchen zeigt auf das Wimmelbild mit den Brandgefahren

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