23.04.2025

Was tun, wenns brennt in der Schule?

Brände an Schulen sind zwar eher selten, doch wenn es einmal brennt, zählt jede Sekunde. Schnell muss man sich einen Überblick verschaffen: Wo kommt das Feuer her, und wie gross ist es? Sind die Fluchtwege frei? Es gilt, einen klaren Kopf zu bewahren, zu entscheiden und zu handeln.

Nebst einem Feuer können auch andere Gefahren die Räumung einer Schule notwendig machen. Heutzutage kommt keine Schule mehr ohne Krisenkonzept aus. Vorfälle wie Drohungen oder gewalttätiges Verhalten sowie auch Unfälle im Unterricht oder Naturkatastrophen verlangen nach einer schnellen und koordinierten Reaktion. Umgehendes und gezieltes Handeln soll die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten und Eskalationen vermeiden.

Ist Ihre Schule gut vorbereitet auf einen Brandfall?

Wie wird in Ihrem Schulhaus ein Alarm ausgelöst? Kennen Sie die Verantwortlichkeiten? Wissen Sie, wo sich der Sammelplatz oder der Feuerlöscher befinden?

Wann war in Ihrem Schulhaus das letzte Mal eine Evakuierungsübung? Wissen Ihre Schülerinnen und Schüler, was im Brandfall zu tun ist? Sind die Abläufe und Informationswege bei einem Notfall geklärt?

Fragen über Fragen, die es zu beantworten gilt, um einen passenden Notfallplan für eine Schule zu erstellen. Marco Moser vom Schweizerischen Feuerwehrverband swissfire hat Einsatzpläne für Schulhäuser erstellt und bereits diverse Alarm- und Evakuierungsübungen geleitet. Der Experte schildert uns am Beispiel einer Schule in der Ostschweiz, wie die Zusammenarbeit zwischen Schule und Feuerwehr aussehen kann.

Marco Moser vom Schweizerischen Feuerwehrverband zeigt auf, wie Schule und Feuerwehr erfolgreich zusammenarbeiten können.
Marco Moser vom Schweizerischen Feuerwehrverband zeigt auf, wie Schule und Feuerwehr erfolgreich zusammenarbeiten können.

Ein Beispiel aus einer Schule in der Ostschweiz

Seit zwei Jahren geht mein Sohn in unserem Dorf zur Schule. Als Feuerwehrmann interessiere ich mich dafür, was in einem Brandfall passieren würde, wie die Abläufe in der Schule sind und wie das Zusammenspiel mit unserer Feuerwehr funktionieren würde. Was ich vorfand, war ein Konzept, das aber lückenhaft war, und so kam es, dass unsere Feuerwehr den Einsatzplan für das Schulhaus erstellte.

Wie geht man dabei vor? Als Erstes galt es, die Örtlichkeit kennenzulernen. Nach der Absprache mit der Schulleitung führte mich der Verantwortliche für den Hauswartdienst durch die Gebäude der Schulanlage. Eindrücklich waren die schiere Grösse und die gegenseitigen, unter- und oberirdischen Verbindungen unter den einzelnen freistehenden Schulgebäuden. Nur schon bei Tage war es eine Herausforderung, sich zurecht zu finden. Was wäre, wenn Rauch die Sicht behindern würde?

Nach dem Augenschein mit dem Hausdienst kontaktierte ich die Schulleitung erneut. Ich konnte erfahren, wie die Evakuation geplant wäre, welche Massnahmen getroffen würden und wie die Vorgehensweise wäre. Zur Alarmierung der Lehrpersonen und der Klassen soll die hauseigene Lautsprecheranlage dienen. Ich motivierte die Schulleitung, einen Funktionstest durchzuführen. Und prompt: Die Lautstärke war zu tief geregelt und zwei Lautsprecher in den Klassenzimmern funktionierten gar nicht mehr.

Danach nahmen wir uns die Evakuierungswege vor. Dabei wurde klar: Wenige bauliche Massnahmen würden helfen, einerseits die Treppenhäuser möglichst lange rauchfrei zu halten und andererseits durch Abschottung zweier Gebäude die Ausbreitung von Rauch und Feuer zu verhindern. Gleichzeitig würden die Massnahmen das Vorrücken der Feuerwehr erleichtern und beschleunigen.

Was sind die Aufgaben der Lehrperson?

In einem Brandfall sind die Abläufe wichtig. Diese habe ich mit dem Schulleiter diskutiert. Vor allem die Aufgaben der Lehrpersonen standen im Fokus. Was sollen diese tun: löschen oder retten? Gemeinsam wurde definiert, dass sich die Lehrpersonen primär um die Klasse kümmern sollen, also retten. Erste Löschversuche von kleinen Entstehungsbränden können Lehrpersonen tätigen, weitere Löschversuche sind in unserem Fall dem Hauswart-Team vorbehalten.

Die Lehrpersonen konzentrieren sich auf die schnelle und sichere Evakuierung ihrer Klasse: Oberste Priorität hat das Vermeiden von verrauchten Räumen und Treppenhäusern. Ohne Rauch geht es um geordnetes Räumen des Schulzimmers, Schuhe und Jacken anziehen und nach draussen zum Sammelpunkt gehen. Wir haben festgestellt, dass sich der Sammelplatz dort befindet, wohin auch die Feuerwehr anfährt. Das ist weder ideal noch sicher – im Gegenteil sogar gefährlich. In Absprache mit der Schulleitung haben wir uns darauf geeinigt, die Feuerwehrzufahrt zu belassen und den Sammelpunkt für die Schülerinnen und Schüler zu versetzen.

Als der Ablauf für die Lehrpersonen klar war, ging es im nächsten Schritt darum, von den Schulzimmern zum neuen Sammelpunkt zu gelangen. Auf mein Beharren hin, sind der Schulleiter und ich die geplanten Fluchtwege abgelaufen. Wir haben kleinste Verbesserungen diskutiert, die im Evakuationsfall aber entscheidend sein können, beispielsweise mögliche Stolperfallen eliminieren oder die Kennzeichnung verbessern. Und plötzlich steht ein Velo mitten auf einem Fluchtweg. Das stehe sonst nie hier.

Nächste Frage: Wohin gehen die Lehrpersonen zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern nach der erfolgreichen Evakuation? Im Sommer bei Sonnenschein können sie am Sammelpunkt bleiben. Doch was ist bei Regen, Kälte oder Schnee? Zusammen mit der Schulleitung haben wir definiert, dass die Lehrpersonen ihre Klasse durchzählen, das Ergebnis dem oder der Verantwortlichen melden und dann geordnet zu Fuss in die fünf Minuten entfernte Turnhalle eines anderen Schulhauses laufen: Dort ist es warm, man ist der Witterung nicht ausgesetzt und weg von der Einsatzstelle.

Nach diesen aufschlussreichen Vorbereitungsarbeiten erstellte die Schule neue Evakuationspläne und orientierte die Lehrpersonen und den Hauswartdienst. Gleichzeitig informierte sie über eine geplante Alarmübung.

Möglicher Ablauf einer Evakuation

Die Lehrpersonen kümmern sich in erster Linie um die Klasse.

  • Türen und Fenster im Klassenzimmer schliessen.
  • Vorbereiten der Evakuation im Klassenzimmer
  • Blick aus dem Klassenzimmer in Richtung Fluchtweg: Achtung Rauch!

1. Wenn kein Rauch:

  • Alle in Sicherheit bringen
  • Andere Personen warnen und helfen
  • Keine Aufzüge benutzen
  • Besammlung beim Sammelplatz
  • Informationen weitergeben (Wo brennt es? Was brennt? Sind weitere Gefahren vorhanden?)

2. Wenn Rauch auf dem Fluchtweg:

  • Im Schulzimmer bleiben
  • Zimmertüren schliessen
  • Sich bemerkbar machen an Fenstern (durch Winken, Rufen, lautes Schreien)
  • Kinder betreuen und beschäftigen
  • Anweisungen befolgen

Die richtige Reihenfolge ist entscheidend

Zu oft wird die Feuerwehr erst nach einem fehlgeschlagenen Löschversuch alarmiert, wodurch wertvolle Minuten verloren gehen. Wählen Sie lieber einmal zu viel den Notruf als einmal zu wenig.

1. Alarmieren
2. Retten
3. Löschen

Diskutieren Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern, warum die Reihenfolge entscheidend ist.

Sogar die Grittibänze wurden gerettet

Am Tag der Alarmübung traf sich die Übungsleitung vor Schulbeginn und installierte die Rauchmaschine. Das ausgeheckte Szenario war ein Brandausbruch im Dachgeschoss beim Backofen. Genau die richtige Situation für einen Tag, an dem eine Schulklasse Grittibänze backen möchte. Mit Rücksicht auf den Stundenplan bestimmten wir den Alarm auf 11.15 Uhr: keine Pausenverkürzung, keine Einschränkung für den Schulbusbetrieb und nach dem Übungsende war ein geregelter Abschluss in den Klassen noch möglich.

Pünktlich um 11.15 Uhr schrillten die Feuerwehr-Pager: «Brand im Schulhaus – Alarmübung.» Die Schulleitung alarmierte über die Lautsprecheranlage das ganze Schulhaus. Die Lehrpersonen leiteten ihre Klassen an, sich die Strassenkleider überzuwerfen und das Schulhaus geordnet zu verlassen. Wie abgemacht sammelten sie sich am neuen Sammelpunkt, zählten durch und meldeten die Anzahl an die verantwortliche Person.

Derweil rückte die Feuerwehr an und begann ihre Intervention: Vollsperrung der Strasse, Wasserzubringer ans Tanklöschfahrzeug, Trupps ausrüsten mit Atemschutz bereit zum Vorrücken, Lüfter vor dem Treppenhaus, um den Rauch rasch aus dem Treppenhaus zurückzudrängen. Mit einer Druckleitung rückte der erste Atemschutztrupp im Treppenhaus bis zum Dachstock vor.

Während die Feuerwehr den Einsatz abwickelt, dürfen die evakuierten Klassen – weil es eine Übung ist – wieder hinauf vors Schulhaus, damit sie der Feuerwehr bei der Arbeit zuschauen können. Hierfür hat die Übungsleitung einen «Besucherbereich» abgesperrt. Dort darf ich dann als Übungsleiter nach dem Einsatz den interessierten Schülerinnen und Schülern und dem Lehrpersonal ein Lob aussprechen. Die Evakuierung ist ordnungsgemäss und ruhig abgelaufen und alle Klassen waren komplett. Die Feuerwehr wusste entsprechend, dass keine Kinder mehr im Schulhaus sind und konnte sich voll und ganz aufs Löschen konzentrieren. Nebenbei hat der Löschtrupp auch die Grittibänze aus dem Backofen gerettet, die genau bei der Alarmierung im Ofen ihrer Vollendung harrten.

Zusammenarbeit von Schule und Feuerwehr

Der Einblick in die Praxis zeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Schule und Feuerwehr ist. Grundsätzlich ist das Löschen Sache der Feuerwehr. Kleinstfeuer oder Entstehungsbrände lassen sich jedoch mit einer Löschdecke oder einem Feuerlöscher löschen. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass Sie als Lehrperson dafür zuständig sind, dass den Schülerinnen und Schülern nichts zustösst. Die Sicherheit hat oberste Priorität.

Üben Sie in Ihrer Klasse den Umgang mit dem Notfall. Simulationen können helfen, das richtige Verhalten zu verankern und Ruhe zu bewahren, sollte es tatsächlich mal zu einem Ernstfall kommen.

In unserem Experimentierkoffer finden Sie unter anderem eine Übung zu Fluchtwegen und Notfallschildern, ein Arbeitsblatt thematisiert ebenfalls die Fluchtwege im Schulhaus

Links:

Evakuations-Merkblatt

Arbeitsblatt Fluchtwege

Anleitung Experimentierkoffer

Informationen zum richtigen Verhalten im Brandfall

Swissfire

Fluchtweg
Fluchtweg