Gewitter sind ein faszinierendes Naturphänomen, das in der Schweiz häufig beobachtet werden kann. Wo gewittert es am häufigsten? Welche Gefahren lauern und wie können wir uns schützen? Dieser Blogbeitrag gibt Auskunft.
Damit Gewitter entstehen können, muss die Atmosphäre labil geschichtet sein und es braucht warme und feuchte Luft. Diese Voraussetzungen sind in der Schweiz vor allem im Sommer gegeben. Die meisten Gewitter treten zwischen Juni und August auf.
In den Sommermonaten ist die Sonneneinstrahlung besonders hoch. Der Boden und somit auch die darüberliegende Luft erwärmen sich entsprechend stark. Zudem nimmt die Luft viel Feuchtigkeit auf. Da warme Luft leichter ist als kalte, steigt sie nach oben. Mit zunehmender Höhe kühlt sich die Luft ab. Da die abgekühlte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als warme Luft, kondensiert die Feuchtigkeit und eine Wolke bildet sich.
Aufgrund der labilen Schichtung der Atmosphäre, kann das aufsteigende Luftpaket sehr hoch in den Himmel steigen. Es entstehen gigantische Quellwolken, die sogenannten Cumulonimbus auch Gewitterwolken genannt.
Im Tessin gewittert es am häufigsten. Die Sonnenstube der Schweiz verzeichnet jährlich 20 bis 30 Gewittertage. Der Grund liegt darin, dass die warme, feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum auf die Alpen trifft. Die Berge wirken dabei wie ein Hindernis. Sie zwingen die heranströmende, feuchtwarme Meeresluft rasch aufzusteigen und begünstigen so die Bildung von Gewittern.
Auf der Alpennordseite bilden sich vor allem über dem westlichen Jura und in der Zentralschweiz, insbesondere im Napfgebiet, häufig Gewitter. Auch hier stellt das Gebirge ein Hindernis dar, wenn feuchtwarme Luft von Westen oder Südwesten heranströmt.
Gewitter und damit verbunden Blitze, starker Regen, Hagel und Sturmböen können innerhalb von kurzer Zeit enorme Schäden an Gebäuden, Infrastrukturen und Pflanzen anrichten.
Blitzgefahr: In der Schweiz werden jährlich durchschnittlich 60'000 bis 80'000 Blitze gemessen. Besonders stark betroffen sind das Tessin und die weiteren Gebirgsregionen. Hier werden mehr als drei Blitze pro Quadratkilometer und Jahr registriert. Mit 1 bis 2,5 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und Jahr ist die Blitzschlaggefahr im Mittelland etwas geringer.
Blitze weisen Temperaturen von bis zu 30'000 Grad Celsius auf und können innerhalb von Sekunden einen Brand verursachen. Zugleich weitet sich die elektrische Spannung oft mehrere Kilometer weit im Boden aus. Solche indirekten Blitzeinschläge können zu Stromausfällen oder Schäden an der elektrischen Infrastruktur führen.
Hagel: Mit durchschnittlich 33 Hageltagen pro Jahr ist Hagel in der Schweiz keine Seltenheit. Am häufigsten betroffen sind wiederum das Tessin, die Napfregion und der westliche Jura. Mehr als ein Drittel der durch Naturgefahren verursachten Gebäudeschäden geht auf das Konto des Hagels.
Lokale Überschwemmungen: Bei starken Gewittern können die grossen Niederschlagsmengen nicht schnell genug im Boden versickern. Auch die Kanalisation kann die enormen Wassermassen nicht mehr abführen. Die Folge sind lokale Überschwemmungen.Der bisherige 10-Minuten-Rekord wurde am 11. Juni 2018 bei einem kräftigen Gewitter in Lausanne gemessen. Dabei fielen innerhalb von 10 Minuten 41 mm Regen. Zum Vergleich: Im gesamten Monat Juli fallen in Lausanne durchschnittlich 106 mm Regen.
Sturmböen: Immer wieder kommt es bei Gewittern zu Sturmböen (Böen von über 75 km/h) oder zu Orkanböen (Böen von über 119 km/h). Diese entstehen durch starke Auf- und Abwinde in der Gewitterzelle. Diese Sturmböen verursachen zwar meist nur lokale, dafür aber teilweise massive Verwüstungen. So auch am 15. Juni 2025 am Neuenburger- und Bielersee: In Neuenburg wurden Böen mit einer Geschwindigkeit von rund 140 km/h registriert. Der bisherige Rekord wurde jedoch beim Gewittersturm in La Chaux-de-Fonds am 24. Juli 2024 mit 217 km/h gemessen.
In der Schweiz sind es vor allem drei Naturgefahren, die für grosse Schäden sorgen. Gemessen an der gesamten Schadenssumme an Gebäuden sind dies der Hagel (39,5 %), die Überschwemmung (37,4 %) und der Sturm (18,8 %).
Hinsichtlich Sturmschäden fallen in den letzten 20 Jahren vor allem drei Jahre auf.
Die verheerendsten Schäden entstehen, wenn Gewitter auf dicht besiedelte Gebiete oder intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen treffen. Dies ist beispielsweise im Mittelland oder im Tessin der Fall. Für Menschen können Gewitter in den Bergen schnell gefährlich werden.
Gewitterschäden lassen sich zwar nicht immer vermeiden, doch mit einfachen Verhaltensregeln lässt sich das Risiko in Gewittersituationen minimieren.