19.08.2025
Verbrennungen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Schulalltag. Ob in der Schulküche, im Werkunterricht, auf Schulreisen oder dem Pausenhof – die Gefahrenquellen sind vielfältig. Als Lehrperson spielen Sie eine zentrale Rolle in der Prävention und Erstversorgung von Verbrennungsverletzungen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Verbrennungsgrade, Erste-Hilfe-Massnahmen und präventive Strategien.
Eines vorweg: Die meisten Verletzungen entstehen nicht durch Flammen, sondern durch Verbrühungen mit heissem Wasser oder Wasserdampf. Auch elektrische Geräte wie Backofen, Herd oder Lötkolben führen immer wieder zu Verbrennungen.
Verbrennungen werden in verschiedene Grade unterteilt, je nachdem, wie tief die Haut betroffen ist:
Grad 1 ist eine oberflächliche Hautschädigung, die nur die Epidermis, die oberste Hautschicht, betrifft. Die Rötung kann weggedrückt werden. Wenn Sie also mit dem Finger auf die verbrannte Stelle drücken, nimmt diese wieder die ursprüngliche Hautfarbe an. Sie spüren einen Spannungsschmerz und sind berührungsempfindlich. Ein typisches Beispiel für eine Verbrennung des Grades 1 ist der Sonnenbrand.
Grad 2a umfasst oberflächliche Hautschädigungen bis zur Basalzellschicht (innerste der fünf Hautschichten). Auch hier lässt sich die Rötung wegdrücken. Es bilden sich jedoch Bläschen und es besteht ein starker Berührungsschmerz. Der Wundgrund ist ebenfalls gerötet. Grad 2a heilt ohne Narbenbildung ab.
Grad 2b führt zu einer tiefen Schädigung der Haut einschliesslich der Basalzellschicht. Die Rötung lässt sich kaum wegdrücken. Es bilden sich Blasen, aber der Berührungsschmerz ist deutlich geringer als bei den tieferen Verbrennungsgraden. Der Wundgrund ist weisslich, bei der Abheilung bilden sich Narben.
Bei Grad 3 sind alle Hautschichten betroffen und die Rötung lässt sich nicht wegdrücken. Es bilden sich Blasen und Brandschorf. Da die Nervenenden verbrannt sind, fehlt der Berührungsschmerz. Auch hier ist der Wundgrund weisslich, die Verletzung ist irreversibel und sichtbar.
Grad 4 ist der schwerste Verbrennungsgrad, bei dem alle Hautschichten einschliesslich Muskeln, Sehnen und Knochen betroffen sind. Die Verletzung ist irreversibel und die Narben bleiben deutlich sichtbar.
Schnelles und richtiges Handeln kann den Heilungsverlauf positiv beeinflussen und Komplikationen vermeiden:
Beseitigen Sie zunächst die Gefahrenquelle bzw. bringen Sie das Kind aus dem Gefahrenbereich. Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht selbst in Gefahr bringen.
Kühlen Sie die verbrannte Stelle sofort mit lauwarmem Wasser (ca. 20°C) 10-15 Minuten. Das lindert den Schmerz. Verwenden Sie dazu fliessendes Wasser und keine Eisbeutel oder Eiswasser. Sonst besteht die Gefahr der Unterkühlung. Dies gilt insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder.
Beurteilen Sie den Verbrennungsgrad und die Ausdehnung und entscheiden Sie, ob das Kind die Apotheke oder der Arzt aufgesucht werden muss.
Bei kleinen Verbrennungen können Sie nach der Kühlung die Verbrennung mit Wundspüllösung abspülen und dann mit einem geeigneten Desinfektionsmittel desinfizieren. Auch geeignet zur Wundversorgung sind kühlende Pflaster oder Wundauflagen, die Sie in der Apotheke erhalten. Achten Sie darauf, dass Sie die Wunde nicht verunreinigen. Brandwunden müssen sauber und steril bleiben, da sie sehr schnell infizieren können.
Bei grösseren Verbrennungen sollten Sie mit dem Kind die Apotheke oder den Arzt aufsuchen. Behandeln Sie vorgängig die Wunde nicht mit einer Salbe, Creme oder Hydrogel. Dies erschwert den Fachleuten die Einschätzung der Verbrennung.
Bei schweren Verbrennungen sollten Sie sofort den Notruf 144 kontaktieren. Decken Sie für den Transport die Verbrennung falls möglich steril ab, zum Beispiel mit einer sterilen Gaze oder einem sauberen Leintuch. Beruhigen Sie das betroffene Kind, da Schockreaktionen auftreten können. Schmerzmittel sollten Sie jedoch nur auf ärztlichen Rat hin verabreichen.
Kleine, oberflächliche Verbrennungen kann man oft selbst behandeln. Sie sind zwar schmerzhaft, heilen aber schnell ab. Sind die Verbrennungen jedoch tiefer, müssen sie professionell behandelt werden.
Selbst behandeln: Kleinere Verbrennungen mit Grad 1 können Sie mit Hilfe der richtigen Sofortmassnahmen und anschliessenden optimalen Wundversorgung selbst behandeln.
Apotheke: Bei Verbrennungen mit Grad 1 und Grad 2a mit einer Ausdehnung bis zu 1% - das entspricht in etwa der Handfläche plus Finger des Patienten – sollten Sie die Apotheke aufsuchen.
Arzt: Zum Arzt oder ins Spital müssen Sie in diesen Fällen:
Bei Grad 1, wenn die Wunde grossflächig ist, der Patient instabil ist oder einen Sonnenstich hat.
Bei Grad 2a, wenn die Ausdehnung grösser als 1% ist.
Immer den Arzt aufsuchen müssen sie ab Grad 2b, bei Verbrennungen an den Gelenken und Genitalien und Verbrennungen bei Säuglingen und Kleinkindern.
Grundsätzlich gilt: Bei schweren, aber nicht schmerzhaften Verbrennungen sollten Sie mit Ihrem Kind sofort einen Arzt aufsuchen. Wenn Sie sich über den Schweregrad oder die Ausdehnung der Verbrennung nicht im Klaren sind, wenden Sie sich lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an die Apotheke oder an den Arzt.
Die beste Behandlung von Verbrennungen ist, sie von vornherein zu verhindern. Als Lehrperson können Sie durch gezielte Massnahmen die Sicherheit im Unterricht erhöhen:
Aufklärung und Sensibilisierung: Informieren Sie Schülerinnen und Schüler über die Gefahren von Hitzequellen, Chemikalien und offenen Flammen. Das Arbeitsheft von Element Hero «Feuer, ungeheuer?» führt die Kinder des 1. Zyklus altersgerecht an die Gefahren heran.
Sicherheitsregeln etablieren: Klare Verhaltensregeln im Umgang mit potenziellen Gefahrenquellen, insbesondere in Fachräumen wie Werkräumen, Chemie- oder Schulküchen, aufstellen und regelmässig einüben.
Schutzausrüstung bereitstellen: Sicherheitsausrüstung wie Schutzhandschuhe, Schutzbrillen und feuerfeste Schürzen zur Verfügung stellen und deren Nutzung verpflichtend machen.
Notfallpläne entwickeln: Informieren Sie sich über die Notfallpläne Ihrer Schule, absolvieren Sie Erste-Hilfe-Kurse und führen Sie regelmässig Übungen durch, um im Ernstfall schnell und richtig reagieren zu können. Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Blogbeitrag: Was tun wenn’s brennt in der Schule?
Schulapotheke bereitstellen: Wissen Sie, wo sich die Schulapotheke befindet und was sie enthält? Machen Sie sich selbst ein Bild. Zur Behandlung von Verbrennungen eignen sich: Wundspüllösung, Desinfektionsspray mit breitem Wirkungsspektrum, Hydrogel, nicht klebende Wundauflage, atmungsaktive Folienpflaster und selbstklebende Fixierbinde. Bei angebrochenen Salben, Cremes und Hydrogelen sollte regelmässig auf das Verfallsdatum und eine eventuelle Aufbrauchfrist geachtet werden. Die Schulapotheke sollte bei Raumtemperatur von maximal 25°C gelagert werden.
Verbrennungen im schulischen Umfeld können durch gezielte Präventionsmassnahmen und eine gute Vorbereitung weitgehend vermieden werden. Dennoch ist es unerlässlich, dass Sie als Lehrperson über die verschiedenen Verbrennungsgrade und die entsprechenden Erste-Hilfe-Massnahmen informiert sind, um im Notfall kompetent handeln zu können. Eine regelmässige Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für potenzielle Gefahren trägt zusätzlich zur Sicherheit im Schulalltag bei.
Durch Wissen und richtige Vorbereitung kann das Risiko minimiert und im Ernstfall schnell und effizient geholfen werden.